Feuer und Rauch
Aufwändig, aber spektakulär – mit Vorderlader-Nachbauten aus dem 19. Jahrhundert zu schießen, ist nicht ganz einfach, kann aber viel Spaß machen. Das demonstrieren die beiden FSK-Mitglieder Kathrin und Stephan Cremer auf dem Stand der Schützengesellschaft Hainstadt 1904.
Stephan Cremer mit seiner doppelläufigen Howdah. Video mit unterschiedlichen Zeitlupeneinstellungen.
Howdah mit 4,2 kg Abzugsgewicht
Stephan Cremer schießt mit einer großkalibrigen doppelläufigen Howdah. Der Name stammt vom Sitzkorb, den man auf dem Rücken eines Elefanten befestigte. Die Pistole war ursprünglich als Notwaffe zur Verteidigung gedacht, falls ein Tiger, Leopard oder anderes Raubtier nach einem misslungenen Gewehrschuss den Jäger im Korb angriff. Sie diente auch vereinzelt als Reiterpistole in diversen Kriegen. Ähnliche Waffen, etwa die Lupara, wurden zur Abwehr von Wölfen benutzt. Oft entstanden diese aus Doppelflinten oder doppelläufigen Büchsen, die man zu Pistolen verkürzte. Howdahs waren robust, schwer und mit großem Kaliber, um auf kürzeste Distanz maximale Stoppwirkung zu entfalten. Manche Modelle hatten gezogene Läufe für Kugeln, andere waren glattläufig und verschossen Schrotladungen.
Stephan verschießt Kugeln im 20-Gauge-Kaliber. Dazu lädt er 30 Grain Pulver (ca. 2 Gramm) in den Lauf. Es folgt ein gefettetes Stückchen Stoff als Kugelpflaster und dann die Kugel. Schließlich stößt er mit einem Ladestock die Kugel mit dem Pflaster fest auf das Pulver. Zuletzt füllt er extra feines Pulver, sogenanntes Zündkraut, auf die Zündpfanne und spannt den Hahn vor. Mit einem Abzugsgewicht von 4,2 kg braucht es etwas Kraft, bis der Schlaghammer mit dem Flintstein auf die stählerne Batterie trifft und kräftige Funken schlägt, die das Zündkraut in Brand setzen:

Zunächst klopft der Hammer mit einem eingespannten Stück Flintstein auf die Batterie und schlägt damit Funken.

Das Zündkraut auf der Pfanne darunter zündet mit einer kräftigen Stichflamme. Durch das Feuerloch im Lauf wird die darin befindliche Pulver-Treibladung entflammt.

Mit deutlicher Verzögerung zündet die Treibladung. Feuer spritzt aus dem Lauf und es ertönt ein lauter Knall.
Continental Target mit 45er Kaliber
Kathrin Cremer verwendet eine Perkussionspistole vom Typ Continental Target mit einem 45er Kaliber. Solche Pistolen wurden im 19. Jahrhundert für Kontinentaleuropa (also außerhalb von Großbritannien) als Scheiben- oder Wettkampfpistolen gebaut und waren mit präzisen Stecherabzügen versehen – Kathrins mit einem sogenannten französischen Rückstecher. Drückt man den Abzug kurz nach vorne, spannt man den Stechermechanismus. Jetzt löst schon minimaler Druck den Schuss aus. Der Ladevorgang ist ähnlich wie bei Stephans Howdah. Kathrin nimmt jedoch nur 18 Grain Pulver pro Schuss und verwendet Zündhütchen.

Entflammt das Zündhütchen, folgt auch ohne große Verzögerung die Treibladung.

Auch hier entwickelt sich ein deutlicher Feuerstrahl.